
Gerade letztere sind im ablaufenden Jahr die Gründe für das Gesamt-Wachstum von 8 Prozent: Amazon, Netflix und Hulu kämpfen um die Krone unter den Video-on-Demand-Anbietern, kleinere Anbieter wie NBCs Comedy-Angebot Seeso und Crackle vom im Fernsehen unterrepräsentierten Sony versuchen ebenfalls, auf sich aufmerksam zu machen.
FX zählt, dass gegenüber dem Vorjahr im Basic-Cable (dem stark von Werbung getragenen Sendern) sieben Serien weniger produziert wurden, bei den Broadcast-Networks fünf, im Premium-Cable (klassische Pay-TV-Sender) eine weniger. Dafür haben die Streaming-Anbieter kräftig aufgedreht und 47 Serien "mehr" hergestellt (93 statt 46).
Generell zeigt die grafische Darstellung (siehe unten) auf, dass es in den letzten Jahren vor allem bei den Streaming-Diensten und im Basic-Cable mehr neue Serien gegeben hat: Immer mehr Medienunternehmen wollen sich hier mit Eigenproduktionen profilieren. Insbesondere bisherige Abspielstationen für Wiederholungen wollen sich mit eigener Serienware in den Fokus der Zuschauer bringen. Die Strategie gilt übrigens ja auch für Europa, wo Sky mehrere Eigenproduktionen ausbrütet (darunter "Babylon Berlin", "Das Boot") und auch die Fox Networks Group eine erste Eigenproduktion beauftragt hat (wunschliste.de berichtete).
Angestoßen wurde die Diskussion um die markant zunehmende Serienproduktion vom FX-Chef John Landgraf. Der hatte vor knapp zwei Jahren den Begriff "Peak TV" geprägt. Gemeint ist damit der maximale Ausstoß an (fiktionalen) Serien. Landgraf wollte bei der Vorstellung des Begriffs einerseits die massiv gestiegene Konkurrenz im Fernsehgeschäft herausstellen - sowohl um die Zuschauer, wie auch um das "Talent": Darsteller und Serienschöpfer. Unter anderem nannte er den Markteintritt diverser Kabelsender aber eben auch der Streaming-Dienste als Grund für die Steigerung der Produktionszahlen.
Andererseits argumentierte Landgraf damals auch, dass die zunehmenden Produktionszahlen nicht dauerhaft so bleiben könnten. Wie in einer Blase würden sich die Investitionen der verschiedenen Serienanbieter nicht dauerhaft halten können: Da die Zuschauer nur begrenzte Zeit und Aufmerksamkeit haben würden (und somit die Einnahmen durch Gebühren und Werbeverkäufe begrenzt sind), würden sich früher oder später einige Anbieter zurückziehen müssen und aus dem Geschäft aussteigen.
Damals sprach Landgraf davon, dass aktuell der Höhepunkt einer noch finanzierbaren Serienproduktion erreicht sei - eben "Peak TV". Das wurde zwischenzeitlich nachgebessert, und Landgraf schätzte im Verlauf des Jahres die Anzahl der Produktionen für 2016 auf "etwa 450" - was in diesem Jahr auch eingetreten ist. Im jüngsten Bericht wird nun gemutmaßt, dass aufgrund der aktuellen Serien-Entwicklungen auch im Jahr 2017 noch einmal mehr Serien produziert würden - bis zu 500 - und auch im Jahr 2018 aufgrund des Momentums noch ein Zuwachs drin sein könnte. Die Grundaussage bleibt aber: Sehr bald wird sich dass alles nicht mehr refinanzieren lassen und der Markt wieder schrumpfen.
Als kleine Anmerkung bei den Zahlen kann aber die Beobachtung gemacht werden, dass "die Anzahl der Serien" ein etwas wackeliges Maß für das Wachstum ist. Darin enthalten etwa sind auch "kürzlich hergestellte Importe" bei den Streaming-Diensten - das bedeutet auch mehrere 6-Episoden-Comedy-Staffeln aus Großbritannien. Auch gab es bei vielen Sendern und Anbietern den Trend, geringere Episoden-Zahlen pro Staffel zu ordern. Das senkt das Angebot an "Sendestunden" vermutlich wieder etwas. Allerdings ändert das wohl kaum etwas an Landgrafs Grundthese des gestiegenen Konkurrenzdrucks bezüglich Darstellern und Produzenten. Weil eben auch Importe berücksichtigt werden, und die Zahlen aus inoffiziellen Quellen recherchiert wurden (Nielsen-Quoten, Wikipedia, etc) sind die Daten ohne Gewähr beziehungsweise durch kurzfristiges Bekanntwerden noch veränderlich.
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Quelle: FX Networks Research Bild: |
22.12.2016 - Bernd Krannich/wunschliste.de
[www.wunschliste.de]