
Weiter heißt es, dass schon allein um sich den Pitch zur Serie anhören zu dürfen, interessierte Sender weitgehende Zusagen machen mussten. Vor allem FX soll unter den amerikanischen Kabelsendern mitgeboten haben. Häufig hatte man sich bei dem Sender schon beschwert, dass man bei neuen Serien das nachsehen hatte, weil vor allem Netflix sehr tief in die Tasche zu greifen bereit ist. Bei Amazon wurde gerade bekannt, dass der Versandriese für sein Komplettpaket Amazon Prime (günstigerer Versand, ein Streaming-Paketangebot, Musik- und Kindle-Bibliothek) in Deutschland den Jahrespreis von bisher 49 Euro auf 69 Euro erhöhen will, zudem soll ein Angebot mit monatlicher Laufzeit zu 8,99 Euro kommen. In den USA kostet Prime seit 2014 99 US-Dollar.
Für seine Investition in Russells Serie hat Amazon zwei jeweils achtteilige Staffeln des neuen Formats bestellt. Für Amazon ist das soweit bekannt ein neues Rekord-Commitment. Das hängt allerdings auch ein bisschen damit zusammen, dass es für den Sender bisher auch mit 16 Episoden die umfangreichste Serienbestellung ist - andere ohne Pilotprozess bestellte Serien von wie Woody Allens "Crisis in Six Scenes" hatte nur sechs Folgen oder wie "Goliath" von David E. Kelley hatte zunächst nur eine Staffel mit acht Folgen.
Die Rangliste der "teuersten Serie" bleibt undurchschaubar. Zuletzt schlug "The Crown" von Netflix als vermeintliches Rekordwerk Wellen, die allerdings von Serienschöpfer Peter Morgan jüngst geglättet wurden. Denn für die Serie wurde eine Zusage von 100 Millionen kolportiert. Laut Morgan war das aber die Zusage für zwei Staffeln, also 20 Folgen. Auch "House of Cards" war Anfang des Jahrzehnts ein Preis für Netflix von 100 Millionen US-Dollar geschätzt worden. Das war allerdings für zwei Staffeln mit insgesamt 26 Folgen.
Aktuelle Spitzenreiter für den (durchschnittlichen) Episoden-Preis einer Serie in der ersten Staffel bei einem Streaming-Dienst ist wohl "The Get Down" von Netflix. Dort scheinen allerdings auch die Kosten nachträglich während der Produktion gewachsen zu sein. 120 Millionen US-Dollar soll hier das Budget der ersten zwölf Folgen sein. Auch HBOs Fehlschlag "Vinyl" liegt in der "durchschnittlich 10 Millionen pro Folge" Preisklasse: Hier hat aber alleine der fast in Spielfilmlänge produzierte Serienpilot 30 Millionen verschlungen, während die zehnteilige Staffel insgesamt ein Budget von 100 Millionen US-Dollar hatte.
Auch "Westworld" hat wohl für die zehnteilige erste Staffel ein Budget von um die 115 Millionen (25 Millionen für die Auftaktfolge, für die restlichen Episoden 8 bis 10 Millionen). Auch hier haben Verzögerungen und Nachdrehs die Kosten nach oben getrieben. HBO als US-Sender zahlt hier allerdings nur die Hälfte, während Produktionsstudio Warner Bros. TV sich die andere Hälfte durch den weltweiten Vertrieb wieder reinholt - bei "Vinyl" hatte HBO die gesamten Kosten getragen und gehofft, eine Teil durch die langfristige Vermarktung wieder rein zu holen.
08.11.2016 - Bernd Krannich/wunschliste.de
Bild: Paramount
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